Übern Tellerrand 2 - Oktober 2008

Newsletter von korffTEXT und montale

Inhalt

 


 

Zweiter Teil, schwerer Teil

Der zweite Teil einer Trilogie ist wahrscheinlich der Schwerste. Die zweite Strophe eines Liedes ist meist am schwersten zu behalten. Vielleicht ist sogar die zweite Million schwerer verdient als die erste (wissen Sie es genauer?). Auf jeden Fall ist die zweite Ausgabe einer neu gegründeten Zeitung oder eines neuen Newsletters besonders schwer hinzukriegen, und wir bitten um Nachsicht, wenn sie Ihre Ansprüche nicht so ganz erfüllen sollte. Wahrscheinlich liegt das an den Selbstzweifeln, die anlässlich eines zweiten Teils gerne Überhand nehmen und auf den Abbruch des Experiments hindrängen. Das Imperium der Trägheit schlägt zurück. Aber vor Ihnen liegt der Beweis, dass wir den Schlag am Ende doch gekontert haben.

Uwe Gagelmann, Jens Jürgen Korff
Bielefeld, Oktober 2008


 


 

Marketing und Werbung

Virtuelle Prognose-Börsen ergänzen die Marktforschung

Welchen Absatz wird das neue Produkt im ersten Jahr am Markt erzielen? Lässt man alle Mitarbeiter Wetten darauf abgeben, kommt oft eine realistische Prognose heraus. Das zeigen erste Versuche bei General Electric, HP oder Swisscom. Sie haben für ihre Mitarbeiter im Intranet Marktplätze eingerichtet, wo sie Wetten über Absatzchancen oder Projekterfolge in der Zukunft abgeben können. Oft wissen die Mitarbeiter aus ihren gesammelten Erfahrungen heraus besser als einzelne Experten, wie es läuft und laufen wird.
Vorbild von Prognosebörsen dieser Art ist der Hollywood Stock Exchange (HSX), eine Börse, an der man seit 1996 virtuelle Aktien auf das voraussichtliche Einspielergebnis von Hollywood-Filmen kaufen kann. Jeweils einen Monat nach Kinostart wird die Aktie vom Markt genommen und nach der tatsächlichen Umsatzzahl mit Spielgeld ausgezahlt. Mitte 2007 gab es 600.000 Händler und knapp 50.000 Transaktionen pro Tag; die Prognosen der Börse waren nach Aussage von Prof. Martin Spann, Wirtschaftswissenschaftler in Passau, doppelt so gut wie die Experten-Prognosen im US-Fachmagazin Box Office Report.

Spann erklärt den Effekt so: In der Prognose-Börse stehen richtige und falsche Aussagen nicht gleichberechtigt nebeneinander. Wenn gut informierte Händler mit schlecht informierten handeln, können sie ihr Insiderwissen nutzen. Die besseren Experten haben größere Gewinnchancen, und indem sie sie nutzen, korrigieren sie die Preise. So fasst die Börse verstreute Informationen zusammen.

Dirk Helmold, Geschäftsführer des Bielefelder Marktforschungsunternehmens rc research & consulting, findet das Verfahren charmant und nützlich, verweist aber auf wichtige Unterschiede zur Marktforschung: Wetten innerhalb der Firma können immer nur eine interne Sicht ans Tageslicht fördern. Marktforscher gehen neutraler an die Sache heran und arbeiten weiter im Vorfeld. Statt der Frage, ob ein fertig entwickeltes Produkt Erfolg haben oder floppen wird, untersuchen sie zum Beispiel: Wie kann das Produkt optimiert werden? Wie sieht die Kundschaft aus? Welche Themen muss die Kommunikation mit der Zielgruppe ansprechen? Welche Produktfunktionen sind bei wem gefragt?

Quellen:
Newsletter business-wissen.de, 12.6.2008 (Editorial)
Martin Spann: Virtuelle Börsen als Instrument zur Marktforschung (DUV, 2003)

Spiegel Online 11.6.2007
rc research & consulting

 


 

Web-Konzeption

Die Startseite des Internet-Auftritts zuerst schreiben (und nicht zuletzt)

Bei vielen neu konzipierten Internet-Auftritten wird die Startseite zuletzt geschrieben – vor allem bei den schlechteren. Es gibt einen guten Grund, mit der Startseite anzufangen, wenn die Website Erfolg haben soll: Die meisten Besucher fangen ihren Besuch ebenfalls mit der Startseite an. Sie wird aber nur dann wirklich zur Startseite, also zum Beginn eines minutenlangen Besuches, wenn sie werbewirksam war: Wenn sie also – gemäß der klassischen AIDA-Formel – den Besucher aufmerksam gemacht und sein Interesse geweckt hat und wenn der Besucher dort einen seiner Wünsche wiedergefunden hat. In diesem Fall wird die Startseite gegenüber den Folgeseiten des Webauftritts zum Repräsentanten des Besuchers: Jede Folgeseite muss sich vor der Startseite rechtfertigen wie vor dem Besucher selbst; sie muss eine Beziehung zur Startseite aufbauen wie zum Besucher selbst. Wenn das gelungen ist, wird die Startseite zur Lokomotive, die den ganzen Güterzug der schwer beladenen Folgeseiten in die richtige Richtung zieht: zum Besucher, zum Kunden hin.

Aber ist es in der Praxis, wenn man einen Webauftritt konzipiert, nicht eher umgekehrt? Man hat zuerst das ganze Material, man gliedert es, verschafft sich einen Überblick, schreibt erst mal die Produktseiten – und später erst eine Startseite, die ähnlich wie ein Inhaltsverzeichnis die wichtigsten Inhalte der Folgeseiten präsentiert und repräsentiert?

Ja, in der Praxis wird meistens so verfahren. Das ist einer der Gründe, warum so viele Webauftritte keinen Erfolg haben; warum sie an den Interessen und Wünschen der potenziellen Kunden vorbei konzipiert sind. Bei diesem Verfahren ist es eben nicht der Besucher, auch nicht ein gedachter, ein vorgestellter Besucher, der darüber bestimmt, welche Inhalte die wichtigsten sind. Stattdessen bestimmt Abteilung A, indem sie sagt: Unsere Inhalte sind die wichtigsten (weil wir die Wichtigsten sind). Oder Abteilung B, indem sie sagt: Unsere Inhalte sind die wichtigsten (weil wir die Wichtigsten sind).

Wer zuerst die Güterwaggons aufs Gleis setzt, erlebt meist, wie sie sich kraft ihrer Schwere von selbst in Bewegung setzen – verschiedene Waggongruppen wahrscheinlich in verschiedene Richtungen. Wer dann nachträglich einen als Lokomotive verkleideten Waggon vor den rollenden Zug koppelt, fährt wahrscheinlich überall hin, bloß nicht zu seinem Interessenten.

 


 

Sprache, Text und Sprüche

Attraktive Berufsbezeichnungen

Viele Manager glauben, sie könnten Nachwuchs mit Berufsbezeichnungen wie »Key Account Assistent Manager« anlocken. Sie täuschen sich. Die meisten deutschsprachigen Jugendlichen mögen keine englischen Berufsbezeichnungen. Sie wollen, dass auf Anhieb klar ist, was die Berufsbezeichnung bedeutet. Wenn das nicht zu durchschauen ist, befürchten sie eine „Mogelpackung“. Das stellte Joachim Gerd Ulrich vom Bundesinstitut für Berufsbildung im Mai 2008 fest. NW 17.5.2008

Der Texter-Tipp: Die besten Berufsbezeichnungen finden Sie, wenn Sie von einem Verb ausgehen. Was tut der oder die Betreffende hauptsächlich? Denken Sie dabei an Verben wie planen, bauen, gestalten, vertreiben, verwalten. Sind es viele verschiedene Aufgaben, dann entscheiden Sie sich für eine besonders wichtige oder besonders typische. Das ist besser, als krampfhaft nach einem alles übergreifenden Abstraktum zu suchen. Von diesem Verb (und dem zugehörigen Akkusativ-Objekt oder einer Ortsangabe) sollten Sie die Berufsbezeichnung ableiten. Dann entstehen so handgreifliche Worte wie Schornsteinfeger, Schuhverkäufer, Berufsschullehrer oder Werbetexter.

 


 

Webdesign und Usability

Usability ist die Benutzerfreundlichkeit von Websites, Software oder Geräten. Allgemeine Informationen zu diesem Thema finden Sie z. B. auf www.useit.com, www.usability.ch oder www.gc-upa.de .

Regel 6-10 für gute E-Mail-Newsletters

Der dänisch-kalifornische Usability-Experte Jakob Nielsen (www.useit.com) hat 2002 erforscht, wie amerikanische Web-Benutzer E-Mail-Newsletters abonnieren, abbestellen, lesen und löschen. Seine wichtigste Erkenntnis daraus war und ist: Die Benutzer haben zu E-Mail-Newsletters, die sie selbst abonniert haben, in der Regel eine erheblich stärkere emotionale Beziehung als zu Websites, die sie besuchen. Sie beschäftigen sich intensiver mit den Newsletters. Auf Basis dieser Forschungsergebnisse hat Nielsen 79 Design-Richtlinien für gute Newsletters aufgestellt. 33 davon betreffen den Vorgang des Abonnierens, 24 Inhalt und Gestaltung der Newsletters, 19 das Abbestellen und 3 die Frage, wie man dafür sorgt, dass ein Newsletter sich von Spam unterscheidet. (Dafür wären aus heutiger Sicht sicher noch mehr Richtlinien nötig.)
Im Folgenden fünf Richtlinien zum Thema Inhalt und Gestaltung:

6. Passen Sie die Erscheinungsfrequenz den Inhalten an. Verschicken Sie nur dann einen Newsletter, wenn es neue interessante Themen gibt. Wenn Newsletter zu oft mit ähnlichen Themen erscheinen, denken die Empfänger: Da steht sowieso immer das Gleiche drin – und löschen den nächsten.

7. Verwenden Sie als Absender stets die gleiche institutionelle Adresse, z. B. den Namen des Newsletters oder den Firmennamen. Die Leser sehen zuerst auf den Absender, um festzustellen, von wem die Mail kommt. Wenn dort etwas Unbekanntes steht, löschen sie die Mail in der Regel.

8. Schreiben Sie eine inhaltlich interessante Betreffzeile, und zwar für jede Ausgabe eine neue. Schreiben Sie ins Betreff also nicht: »Müller & Co Newsletter Nr. 8«. Sondern schreiben Sie z. B.: »Wie Vorgesetzte ihre Mitarbeiter besser verstehen« (so der business-wissen-Newsletter vom 25.9.2008; im Hauptartikel geht es um »Führung im 21. Jahrhundert«). Sehr viele Benutzer lesen nur diese Zeile und entscheiden danach: Ist das interessant genug für mich, um die E-Mail zu öffnen? Wenn es nicht interessant ist, löschen sie die E-Mail ungeöffnet. Und der Name »Müller & Co« ist in der Regel nur für die Mitarbeiter von Müller & Co interessant.

9. Wiederholen Sie im Betreff keine Worte aus dem Absender. Sie verschenken damit den wertvollsten Platz, den Sie bei einer E-Mail haben: Buchstaben im Posteingang Ihrer Empfänger. Nutzen Sie jeden Buchstabenplatz, den Sie dort haben, um zusätzliches Interesse zu wecken. Ihr Firmenname gehört also in den Absender und nicht ins Betreff.

10. Gestalten Sie Ihren Newsletter ähnlich wie Ihre Website, aber nicht identisch. Viele Benutzer erwarten bei gestalteten HTML-Newsletters einen Wiedererkennungseffekt zur ihnen bekannten Website. Wenn der Newsletter aber aussieht wie eine weitere Seite Ihrer Website, kann das zu Verwechslungen führen. Viele Leute verstehen den Sinn eines Newsletters nicht, wenn er genau so gut eine Seite der Website sein könnte.


 


 

Firmennachrichten

korffTEXT und montale locken Leckermäuler nach Nieheim

Pünktlich zum Nieheimer Käsemarkt im September 2008 präsentierte sich das Westfalen Culinarium in Nieheim (Kreis Höxter) mit einer neuen Website (www.westfalen-culinarium.de). Die Besucher erfahren, wie die Löcher in den Käse kommen und woher der Name Pumpernickel kommt. Lebendige Texte und Bilder machen Appetit auf das Deutsche Käsemuseum, das Westfälische Brotmuseum, das Westfälische Schinkenmuseum, das Westfälische Bier- und Schnapsmuseum und auf leckere Spezialitäten wie Nieheimer Goldtaler im Grünen oder Westfälische Handgreiflichkeiten. Aktuelle Veranstaltungstipps, Zitate von Besuchern und aus der Presse runden den professionellen, besucher- und familienfreundlichen Eindruck ab; praktische Fragen der Sonntagsausflugsplanung („Wo liegt Nieheim?“) klären ein interaktiver Routenplaner und eine gut sortierte Linksammlung. Webtexte und Anreißer-Konzept lieferte korffTEXT, Webdesign und Umsetzung (einschließlich Integration des Redaktionssystems webEdition) lieferte montale.

 

Audiovisuelle Stadtführung für Kinder – konzipiert und umgesetzt von montale

»Komm, wir entdecken Bielefeld!« Unter diesem Titel erschien im Juni 2008 eine audiovisuelle Stadtführung für Kinder. Auf einer Audio-CD finden die jungen Hörer zunächst ein komplettes Hörspiel. Sie begleiten den 12-jährigen Max und seine Freundin Lara auf einer Entdeckungsreise durch Bielefeld, die am Alten Markt beginnt, durch Kirchen, Museen, den Ravensberger Park, die Sparrenburg und den Tierpark Olderdissen führt und im Bauernhaus-Museum endet. Dabei haben Max und Lara jede Menge Spaß und erleben und erfahren Spannendes und Wissenswertes über die Stadt, ihre Sehenswürdigkeiten und deren Geschichte. Für zusätzliche Unterhaltung sorgen ein Stadt-Quiz und ein Memory, mit denen Kinder anschließend ihr Wissen über Bielefeld auf spielerische und interaktive Weise prüfen können. Der besondere Clou sind aber die Audio-Dateien. Sie enthalten die Beschreibungen und Erklärungen der einzelnen Sehenswürdigkeiten und können als 15 einzelne „Hotspots“ auf den eigenen MP3-Player geladen werden. Mit Stöpsel im Ohr und dem von der Bielefelder Künstlerin Carmen Hochmann illustrierten Kinder-Stadtplan in der Hand kann es dann losgehen auf die individuelle Erlebnis- und Entdeckungsreise durch Bielefeld – unabhängig von Führern und vorgegebenen Routen.

Die Stadtführung hat montale im Auftrag von Hörtouren (Bielefeld) entwickelt und umgesetzt. Sie ist für 14,95 € bei Bielefeld Marketing, bei der Neuen Westfälischen oder direkt bei montale erhältlich (Tel. 0521/ 560 0045).

 


 

Sammelsurium

Dem Scheffle saga, was bassiert isch

Eine schöne Sprach-Geschichte geisterte im Sommer 2008 durchs Internet: Bei Daimler in Stuttgart, vormals Daimler-Chrysler, wird inzwischen das Manager-Denglisch zurück ins Schwäbische übersetzt, z. B. so:

benchmark: gugga, was de andere dend
briefen: saga, was goht
chairman: Scheff
chief engineer: Scheff
cluster: a Päckle
commitment: hemmr ausgmacht
controlling: nach am Geld gugga
corporate: mitnander
development: bästla/probiera
features: Lombakruscht (auf Hochdeutsch etwa: Lumpengerümpel)
feedback: saga, was bassiert isch
handout: ebbas zum Mitgeba
leadership: dia, wo saga, wies gmacht wird
manager: Scheffle
meeting: zammahocka
research: probiera/bästla
senior manager: Scheff
teamleiter: Scheffle
workflow: so wirds gmacht

Texter-Tipp: Zur Nachahmung empfehle ich vor allem Umschreibungen wie "gugga, was de andere dend" (schauen, wie es die anderen machen), "hemma ausgmacht" (was wir ausgemacht haben) oder "ebbas zum Mitgeba" (etwas zum Mitnehmen). Mit dieser Methode kriegt man die elenden Benchmarks, Commitments und Handouts am besten aus dem Text. Etwa so:

corporate identity (CI): wie man uns sehen soll
event: was los ist
kick-off: jetzt geht's los
mainstream: was die meisten wollen

Quelle: PDF auf experten.de

 

Die beliebtesten Passwörter im Internet

Nach CHIP online auf Platz 10 in Deutschland: nadine
Platz 9: daniel
Platz 8: frankfurt (in Bielefeld vermutlich: bielefeld)

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Wer eines davon benutzt, muss nur noch abwarten, bis sein Zugang missbraucht wird.


 


 

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